Fremd, weil andere es sagen – Sprache und Sein

Fremd, weil andere es sagen – Sprache und Sein

Sprache und Sein“ von Kübra Gümüşay handelt von der Macht der Sprache, die Lebenswirklichkeit der Menschen zu beeinflussen und zwar sowohl derer, die sie sprechen, als auch jener, die von ihr ausgeschlossen werden. Es geht um gendergerechte Sprache und um das Leben von als fremd gelesenen Personen in Deutschland.

Dieses Buch versteht sich als ein Beitrag auf der Suche nach einer Sprache, in der wir alle als Menschen in unserer Komplexität gleichberechtigt existieren können, als ein Nachdenken auf dem Weg dahin, unsere Ideale einer besseren Gesellschaft zu verwirklichen.“

Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:

  1. Eine Folge „Dispatches From Elsewhere“ geguckt.
  2. Eine weitere Folge „Dispatches From Elsewhere“ geguckt.
  3. Eine dritte Folge „Dispatches From Elsewhere“ geguckt.

Mein Eindruck zu “Sprache und Sein”:

Kübra Gümüşays „Sprache und Sein“ ist ein persönlich gehaltenes Sachbuch, das Informationen aus eine Reihe anderer Werke und Experimente zusammenträgt sowie über die Rassismus-Erfahrungen der Autorin berichtet, immer im Zusammenhang mit der deutschen Sprache und der Art, wie diese die Menschen beeinflusst.

Stärken des Buchs:

Sprache und Sein“ sagt, was gesagt werden sollte. Der allgemeine, traditionelle Sprachgebrauch in Deutschland beeinflusst die Sprechenden und schließt Marginalisierte aus. Kübra Gümüşay gelingt es außerdem, eine persönlichere Perspektive, abseits von Schlachtrufen und Forderungen, einzunehmen und die Lesenden mitzunehmen. Man erkennt sie als Menschen. Das sollte selbstverständlich sein, ist es aber, wie sie selbst eindrücklich beschreibt, leider nicht.

Mir hat gefallen, dass Gümüşay Personen, mit denen sie negative Erfahrungen gemacht hat und die in der Öffentlichkeit stehen, nicht namentlich erwähnt. Man kann darauf schließen, um wen es sich handelt, aber sie werden nicht ausdrücklich genannt. Dadurch entsteht der Eindruck einer gewissen Ruhe und des Widerwillens gegen die Methoden ihrer Gegner*innen, die sie im Gegenzug vermutlich schamlos ihrem Publikum zum Fraß vorwerfen würden. Somit hält Gümüşay die Option eines Dialogs offen, allerdings, das betont sie, nur mit Personen(gruppen), die bereit sind, sie als Menschen zu betrachten. Nicht an jeden Tisch sollte man sich setzen.

Eine weitere Stärke von „Sprache und Sein“ ist die Beschreibung der Verzahnung von Rechtsruck und Berichterstattung, von der vermeintlichen Pflicht der Medien, das Publikum zu unterhalten, und der Aufmerksamkeit, die politische Akteure dadurch generieren (ganz besonders, wenn sie provozieren).

Schwächen des Buchs:

Stellenweise wirkt „Sprache und Sein“ wie eine Zusammenfassung von Werken anderer. Es gibt viele Zitate und Paraphrasierungen. Dadurch hatte ich beim Lesen eher das Feeling eines ausführlichen Blogartikels denn eines Sachbuches. Aber Kübra Gümüşay erzählt uns auch nichts Neues. Wir wissen das meiste natürlich schon. Es wurde tausendmal gesagt. Warum nicht darauf hinweisen?

Hier und da scheint die Autorin nicht auf den Punkt zu kommen. Sie bemüht lange Vergleiche, die nicht immer gelungen sind, und streckt diese manchmal zu sehr. Das ist vermutlich eine Stilfrage, aber mich hat sie dadurch ab und an verloren.

Mein Fazit zu Sprache und Sein:

Sprache und Sein“ enthält wenig Neues – wie sollte es? –, aber berichtet es aus einer einzigartigen, persönlichen Perspektive. Das Problem solcher Bücher ist leider immer, dass diejenigen, die sie lesen, zumeist nicht diejenigen sind, die sie lesen sollten. Aber vielleicht ändert es doch die eine oder andere Einstellung zur eigenen Sprache.

Du willst mehr von Matthias lesen? Hier gelangst du zu seinen Rezensionen.



Sprache und Sein

Kübra Gümüşay

Sachbuch
Hardcover, 208 Seiten

erschienen bei Hanser Berlin

27. Januar 2020

ISBN 978-3-446265950

Jetzt für 18,00 € kaufen

One Reply to “Fremd, weil andere es sagen – Sprache und Sein”

  1. Der Titel lässt viel viel erwarten, denn der Zusammenhang von Sprache und Sein ist sehr komplex. Leider reduziert die Autorin das Thema auf die Rassismus-Debatte. Daran ändern auch die paar netten Beispiele zu Beginn nichts. Sie hätte besser einen anderen Titel gewählt.

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