Furchtbar wahr – Neunundneunzig Namen [Rezension]

Furchtbar wahr – Neunundneunzig Namen [Rezension]

Neunundneunzig Namen beginnt mit einem Szenario, das unheimlich realistisch ist. Ein Flugzeug stürzt über Frankfurt am Main ab, ganz Deutschland trauert über tausende Tote. Ein Mitschnitt des Funkverkehrs zeigt die letzten Worte, die an Bord gesprochen wurden: „Allahu Akbar!“

Sofort sind die Menschen wütend. Es geht um Politik, um Terror, um Vorurteile und um brennende Moscheen. In dieser Geschichte führt uns der Autor ausschnittsweise an das heran, was vor dem Abflug, während des Fluges und kurz vor dem Absturz geschehen ist.

 

Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:

  1. Ich habe es nochmal gelesen.
  2. Kein Scherz. Echt jetzt.
  3. Ich habe mit dem Autor auf Discord gequatscht.

Mein Eindruck zu Neunundneunzig Namen:

Neunundneunzig Namen* beginnt mit einigen unkommentierten Szenen, die von Schwarzbild unterbrochen werden und für sich stehen. Es herrscht Stille beim Lesen, egal, wo man die Kurzgeschichte von Jens-Michael Volckmann liest. Hier kann keine gedachte Hintergrundmusik das schockierende Gefühlspanorama, das man beim Lesen der ersten Kapitel erfährt, unterstützen.

Stärken des Buchs:

Ich war gleich vom ersten Wort an vollkommen in der Geschichte drin. Ich habe jedes Wort verschlungen und bin in der Geschichte verschwunden. Die einzigartige Anordnung der Kapitel mit “am Tag des Anschlags” oder “zwei Monate nach dem Anschlag” oder “ein Jahr nach dem Anschlag” in den Titeln verwirren zunächst, doch sind sie schnell eine Hilfe für den Leser, das Rätsel, das der Autor einem hier auf 68 Buchseiten in die Hand gibt, zu lösen.

Mitten im Buch hat der Autor liebevoll ausgedachte Schlagzeilen platziert, die nicht nur realitätsnah aussehen, sondern auch dem Leser ohne große Worte vermitteln, was zwischen den Kapiteln bzw. zwischen den Zeitangaben des Autors passiert. Was die Menschen denken, was die Welt bewegt,… all das malt sich selbst im Kopf des Lesers aus.

Der Autor verschwendet hier keine großen Worte und verzichtet dabei darauf, eine lebhafte Geschichte mit klar definierten Protagonisten um sein Geschriebenes herum aufzubauen. Er nutzt die Vorstellungskraft des Lesers, um das beschriebene Geschehen erschreckend real wirken zu lassen.

Neunundneunzig Namen, Foto: KIa Kahawa
Neunundneunzig Namen, Foto: KIa Kahawa

Ein Kurzfilm im Kopf

Das Dokumentarfilm-Feeling ist nicht nur in den ersten Kapiteln präsent. Es zieht sich durch das ganze Buch und mit jeder gelesenen Seite fügt sich immer mehr ein Bild zusammen, was am Ende einen Spiegel darstellt. Ich habe durch “Neunundneunzig Namen” erfahren, wie sehr ich selbst an das glaubte, was die Menschen im Buch sagten und vermuteten. Erst ab Seite 51 kam mir der Verdacht, dass genau das die Absicht des Autors war und er mit diesen schwer verdaulichen Worten eine Warnung an jeden einzelnen von uns ausspricht.

Schwächen des Buchs:

Der einzige Abzug, den ich diesem Buch in der Bewertung geben würde, begründet sich auf das betonte, großgeschriebene “DU” oder “SEIN”. Da meine Abneigung gegen zur Betonung großgeschriebene Worte wohl nur eine persönliche Neigung ist, ist das allerdings keinen ganzen Stern Abzug wert.

Mein Fazit:

Unter’m Strich möchte ich aus tiefster Seele, dass dieses Buch irgendeinen Preis gewinnt. Dass es in den Läden steht, dass so viele Menschen wie möglich diese großartige Geschichte lesen und erleben können und sich selbst dabei ein gutes Stück selbst besser kennenlernen.
Ich bedanke mich für das signierte, gedruckte Exemplar von “Neunundneunzig Namen* , das Jens mir hat zukommen lassen. Danke, dass ich diese 68 Seiten erleben durfte.

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Neunundneunzig Namen

Jens-Michael Volckmann

Drama
Softcover, 72 Seiten

erschienen bei Kindle Single

September 2014

ISBN 978-1-520200415
0,99 € Als E-book bei Amazon*

 

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