KeJas Wortrausch

KeJas Wortrausch

Kerstin und Janna betreiben den Buchblog “KeJas Wortrausch”. Sie stürzen sich regelmäßig auf Selfpublishing-Titel, und Janna haben die meisten von uns inzwischen auch persönlich kennenlernen dürfen. Freut euch auf die Bloggerinnen des Monats und ihre Antworten auf unsere Fragen!

KeJa – Kerstin und Janna – zwei Leserinnen, denen das Lesen nicht genügte.
Vorrangig geht es auf ihrem Blog um Buchbesprechungen [Rezensionen], aber auch andere Beiträge wie ihre „SuBventur“, Monatsrückblicke, Leserunden und Rezepte können entdeckt werden. Eigentlich sind die Zwei, und somit auch ihr Blog, ein bunter Mix!  Beim Stöbern findet man ebenfalls Lesungsberichte, Messe-Eindrücke und vieles mehr.
Da sie zu zweit bloggen und auch gerne mal einen ähnlichen Buchgeschmack haben, gibt es immer mal wieder  „1 Buch ~ 2 Meinungen“, ebenso verschiedene Beiträge und Interviews die sie meist gemeinsam, hin und wieder jedoch auch einzeln verfassen. Sie lieben das Lesen und Hören, egal ob Verlag, Indie-Book oder Selfpublisher – wobei zu letzterem ihr Herz schlägt. Aus diesem Grund ließen sie sich die Hashtags und Aktionen #SPbuch und #IndieAuthorDayDE in den Buchdschungel!

Kerstin und Janna: Sie leben 600 Kilometer entfernt, daher ist dieses Foto ein ganz Besonderes.

Warum betreibt ihr euren Buchblog?

Bücher sind unsere Leidenschaft und ebendies führte uns, trotz der räumlichen Entfernung, zusammen. Die Entstehung unseres Blogs war eher eine fixe Idee, ein festhalten unserer Eindrücke. Es gab nicht den einen Grund unbedingt einen eigenen Blog führen zu wollen, irgendwie war diese Idee plötzlich da und wir haben dann auch direkt losgelegt.
Aus heutiger Sicht würden wir sagen, dass es dem Austausch dient, präsenter sein als durch verschiedene Accounts bei Buchportalen und somit auch die Geschichten anderen Leser*innen näher bringen, die sonst im großen Buchdschungel untergehen

Was mögt ihr an Büchern?


Janna sagt:

Dem Alltag entfliehen, sich neue Perspektiven eröffnen, eintauchen in andere Welten. Ich liebe die Vielschichtigkeit und die Möglichkeiten – vom Abschalten bis zum einlesen oder vertiefen ernsthafter Themen ist alles zu finden. Realitätsnahe Romane bis hin zu selbst erschaffenen Welten.

Kerstin sagt:

Das Abtauchen in andere Zeiten und Begebenheiten. Das Kennenlernen von besonderen Charakteren und Orten. Einfach die Ruhe beim Lesen, die Seele baumeln lassen und das Gefühl abschalten zu können, auch wenn die Geschichten oft große Emotionen hervorrufen.

Welche sind eure liebsten Genres und warum?


Kerstin sagt:

NOIR! Egal ob als Krimi oder Roman bezeichnet. Die Darstellungen der ‘unbeliebten’ und ‘schwierigen’ Charaktere und ihre Wege durch das Buch sind oft so herrlich fiese und gemeine Geschichten, dass ich mich oft dabei erwische eben jene Typen doch zu mögen.

Janna sagt:

Vor zwei Jahren hätte ich noch laut „Thriller“ gerufen, aber ich bin nicht mehr so fest gefahren. Ich will lesen was mich interessiert, nicht nach welchem Genre eine Geschichte zugeordnet wurde.
Bücher mit psychologischem Tiefgang lese ich sehr gerne, sei es ein Roman, ein Thriller oder eine (Auto)Biographie, Hauptsache es kann mich packen und berühren!

Wie wichtig sind Buchblogger*innen eurer Meinung nach für die Buchbranche?

Verdammt wichtig, vor allem wenn man auf die Kleinverlage und die Selfpublisher schaut! Die Gelder für große Werbeaktionen sind nicht (immer) gegeben, da sind Blogger*innen unabdingbar, um einen Titel bekannter zu machen.
Und natürlich nicht unwichtig für die Großverlage. Es hat, wenn die Person hinter dem Blog ehrlich in ihrer oder seiner Meinung ist, einen anderen Stellenwert als wenn der Verlag für einen Titel wirbt. Und von daher glauben wir schon, dass es für einige oder gar viele Leser*innen von Vorteil ist, solch eine Auswahl an Blogs zu haben. Man liest sich hinein, findet Gemeinsamkeiten und kann sich somit auf die Meinungen zu den einzelnen Titel (ein Stück weit) verlassen und sich daran orientieren.

Kerstin, was sind deine Lieblingsbücher aller Zeiten?

  • “Die Straße” von Cormac McCarthy ~ ein Road Trip durch eine Endzeit-Welt, sehr grausam und trotz aller Knappheit wunderbar erzählt. Zwischen den Zeilen steht da so viel und ganz besonders aber, dass die Liebe alles überdauern kann.
  • “Der Übergang” von Justin Cronin ~ ebenfalls ein Endzeitszenario, bei dem mich das ganze Setting und die Verwandlung der Menschen so gepackt hat. Aber auch wegen Amy und Wolgerast, diese 2 Charaktere sind einmalig.
  • “Der Medicus” von Noah Gordon ~ dieses Buch habe ich schon in jungen Jahren verschlungen und war begeistert von der Fähigkeit des Autoren, diese längst vergangene Zeit, so lebendig zu schildern.
  • “Heeresbericht von Edlef Köppen [Hörbuch von Andreas Kamers ] ~ ein Plädoyer für die Menschlichkeit und gegen den Unsinn und die Grausamkeit des Krieges. Grandios vertont.
  • “ES” von Stephen King ~ so gefürchtet hab ich mich selten und doch hat diese Freundschaft der Kinder alles übertroffen.
  • “Der Reisende” von Ulrich Alexander Boschwitz ~ kaum ein anderes Buch transportiert so unumwunden die Angst wie dieses. Ein Mensch auf der Flucht und keinerlei Optionen auf irgendeine Rettung, geschweige denn Hilfe.
  • “Der aufrechte Mann” von Davide Longo ~ Was wird aus einem Mensch, wenn alles am Einstürzen ist und die Gesellschaft in seinem sozialen Gefüge nicht mehr existiert. In diesem Buch zeigt der Autor das Gesicht der Menschheit und das eben nicht alles verloren ist, solange es aufrechte Menschen gibt.
  • “Jagdzeit” von David Osborn ~ dieses Buch habe ich das erste Mal mit 14 gelesen und war mein Einstieg in die Welt der Thriller.
  • “Jeder stirbt für sich allein” von Hans Fallada ~ eine tiefgehende Geschichte über den Widerstand in Nazideutschland und des alltäglichen Wahnsinns, der damals um sich griff.
  • “In den Strassen die Wut“ von Ryan Gattis ~ ungeschönt und voller Wucht erzählt der Autor über Einzelschicksale, die aufgrund der Herkunft, des Umfeldes und des sozialen Status dazu verdammt sind in kriminelle Machenschaften oder den Fronten dazwischen zu geraten.

Janna, was sind deine Lieblingsbücher aller Zeiten?

(Verlage beziehen sich immer auf meine im Regal stehende Ausgabe, Reihenfolge sagt nichts über den Stellenwert aus)

  • „Momo“ von Michael Ende (Thienemann-Esslinger Verlag)
    Ein Klassiker. Und in seiner Aussage immer noch aktuell, oder gar aktueller denn je? Zeit ist ein kostbares Gut, fast schon Luxus in der heutigen schnelllebigen Gesellschaft.
  • „Aufschrei“ von Trudi Chase (Bastei Lübbe Verlag)
    Eine autobiographische Geschichte in Romanform, die sehr eindringlich ist. Einblicke einer multiplen Persönlichkeit, der Ursprung der Spaltung(en), das Leben mit mehreren Persönlichkeiten.
    Ohne dass detailliert beschrieben wird, hat mich die Geschichte tief berührt!
  • „1984“ von George Orwell (Ullstein Verlag)
    Ein Buch das 1948 geschrieben wurde und auch heute noch – 2019 – nichts an Wichtigkeit und Aktualität eingebüßt hat!
  • „Alice im Wunderland“ von Lewis Caroll (mein neuster Zugang ist aus dem Verlagshaus Jacoby & Stuart)
    Die darin auftauchenden Charaktere haben alle ihren ganz eigenen Sog, ihre Besonderheit und das Wunderland ist wundervoll tiefsinnig, bunt und aufregend!
  • „Die Leben des Billy Milligan“ von Daniel Keyes (Heyne Verlag)
    Der Grundstein für mein großes Interesse an multipler Persönlichkeit & Schizophrenie. Vor unzähligen Jahren gelesen und es hat mich beeindruckt, eingenommen und sein Inhalt ist mir bis heute präsent!
  • „Der Schwarm“ von Frank Schätzing (Fischer Verlag)
    Innerhalb kürzester Zeit habe ich diese Geschichte inhaliert. Zum Ende hin Sci-Fi, aber dennoch eine sehr eindringliche Geschichte über eine Katastrophe die nicht unrealistisch ist!
  • Bordsteinprosa: Autorin Nika Sachs (#SPbuch, selfpublishing)
    Zuckersüße Lovestory war gestern, Nika Sachs schreibt über das Leben, das Leiden und das Lieben – auf ihre Art. Keine rosa Wolken, dafür viel Abgrund und doch so viel Herz, erfrischend und einnehmend. Ein Gewitter im Kopf, eine Karussellfahrt an Gedanken. Wundervoll humorvoll, nahe am Leben. Mit „Schneepoet“ hat sie mich als Leserin gewonnen und ich habe bereits all ihre Geschichten ausgelesen.
  • „Geständnisse“ von Kanae Minato (C. Bertelsmann)
    Nicht nur dieser einnehmende Schreibstil hat mich begeistert, sondern die Skizzierung der Geschehnisse – die subjektive Wahrnehmung. Besonders diese Zahnrad-Erzählung zog mich in den Bann.
  • „Der Elefant des Magiers“ von Kate DiCamillo (dtv Verlag)
    Ich würde nicht mal sagen, dass es in dieser Liste steht, weil es mich so nachhaltig begeistert hat. Es sind nostalgische Gründe, warum dieses Kinderbuch eine große Bedeutung für mich hat: das erste Buch das meine Tochter und ich gemeinsam gelesen haben. Jeden Abend zwei Kapitel, eines sie, eines ich.
  • „Der kleine Wassermann“ von Otfried Preußler (Thienemann-Esslinger Verlag)
    Zauberhaft, ich habe diese Geschichte als Kind geliebt!
  • Autorin: Agatha Christie (verschiedene Verlage)
    Meine Favoriten-Reihe aus ihrer Feder sind die Kriminalfälle von Hercule Poirot. Ich bin vernarrt in diesen kautzigen Ermittler!

Was wünscht ihr euch für die Zukunft im Umgang zwischen Verlagen und Bloggenden?

Was wünscht man sich da, was nicht schon ist? Da würden sich unsere Wünsche je nach Verlag richten, denn es gibt die Verlage, die trotz Kritik ein Feedback geben und einen mal mit Büchern überraschen und es gibt Verlage, die scheinen noch nicht viel von Blogger*innen mitbekommen zu haben. Somit lässt sich kein klarer Wunsch definieren, da individuell geschaut werden sollte, an wen sich dieser richtet. Wichtig ist ein offenes/ehrliches Miteinander, eine Zusammenarbeit die Freude macht und Wertschätzung entgegenbringt. Wir bloggen aus Spaß an der Freude, aber es ist schließlich Arbeit die wir in unserer Freizeit tätigen und das dürfen Verlage gerne etwas mehr wahrnehmen.

Welche Erfahrung habt ihr mit Büchern von Selfpublishern gemacht?

Grundsätzlich nur positive! Es finden sich so viele besondere Geschichten und eben wunderbare Menschen dahinter. Seitens der Verlagsautor*innen gibt es nur selten Rückmeldungen zu Rezensionen oder Beiträgen, was bei Selfpublishern aber an der Tagesordnung ist. Die Begeisterung mit der selbst kritische Rezensionen aufgenommen werden, ist genauso spürbar wie die Liebe zum Buch an sich. Es gibt neben spannenden und informativen Geschichte jede Menge Perlen und in Sachen Cover sind die Zeiten der katastrophalen Umsetzung schon lange vorbei.

Mut zum Selfpublisher-Buch, sagen wird da nur! Und es gibt genug Leser*innen und Blogger*innen die diese Bücher vorstellen, so das herauszufinden ist, welcher dieser Titel ein Korrektorat und Lektorat durchlaufen sind.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft im Umgang zwischen Selfpublishern und Bloggenden?

Den Autor*innen würden wir raten: Finger weg von Massenmails! Und sich auf den ausgesuchten Blogs umschauen, passt das Buch überhaupt zu den Lesevorlieben? Ja, das ist viel Arbeit – aber das ist ein Blog auch! Vernetzen auf den social media Kanälen, da gibt es sehr gelungene Beispiele wie Elenor Avelle und Jürgen Albers.

Bei Blogger*innen würden wir uns wünschen, dass den SP-Autor*innen mehr zugesprochen wird! Weder sind sämtliche Cover Müll, noch deren Inhalt. Natürlich sind nicht alle Bücher ein Lesevergnügen, aber das kennt man doch auch aus der Verlagswelt. Vorurteile hinter sich lassen und einfach mal ausprobieren, denn es gibt so viele wundervolle, einnehmende und tiefgründige Literatur – gerade diese Autor*innen sind auf unsere Mundpropaganda angewiesen!

Lesen die Menschen immer weniger? Welchen Trend beobachtet ihr? [Alternativ: Wie hat sich das Leseverhalten der Menschen verändert?]

Schwierig, denn wenn man sich die verschiedenen Studien ansieht, sagt die eine es werde weniger gelesen, die andere widerspricht dem. Schaut man sich im engeren Umkreis um, lesen die wenigsten so viel wie wir, sind dem Print aber nicht abgeneigt. Wahrscheinlich spielen da so viele Faktoren rein, das sich dies nicht mit einem einfachen Ja oder Nein auf die erste Frage beantworten lässt.

Ein Trend im Lesen? Vielleicht eher eine Veränderung. Alles ist schnelllebiger geworden. Viele sind komplett eingespannt von Familie, Studium und/oder Beruf. Da bleibt mit Sicherheit die Lesezeit auf der Strecke. Hinzu kommt die Verfügbarkeit von Smartphone und Co., Stichwort Medien-Gesellschaft. Allerdings wird dank Ebook und Hörbuch auch eine “neue” Leser- & Hörerschaft angesprochen. Das Buch an sich wird aber immer Bestand haben!

Wo seht ihr euren Buchblog in fünf Jahren?

Hoffentlich noch online! Nach alldem Stress mit der DSGVO und dem drohendem Artikel 17 können wir nur hoffen, dass die Bloggerwelt nicht verschwindet.  Vielleicht entstehen auch noch ganz wunderbare Dinge in den kommenden Jahren? Einer Zusammenarbeit mit Buchhandlungen wären wir nicht abgeneigt, intensiverer Kontakte zu Verlagen und Autor*innen und hoffentlich ein paar Leser*innen die uns in den kommenden Jahren erhalten bleiben und dazukommen!

 

Schaut bei KeJas Wortrausch vorbei und hinterlasst bei einem der vielen guten Artikel gerne liebe Grüße vom Buchensemble 😉

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