Spannung auf allen Ebenen – Erebos

Spannung auf allen Ebenen – Erebos

Ein geheimnisvolles Computerspiel macht die Runde. Wer es hat, darf nicht darüber reden und doch scheinen alle Einweihten einer Gemeinschaft anzugehören. Nick bemerkt das merkwürdige Verhalten bei seinen Freunden, findet jedoch keinen Zugang zu ihnen. Endlich erhält er auch eine der heimlich weitergereichten CD´s und taucht selbst in die Welt von Erebos ein. Was als aufregendes Spiel beginnt, überschreitet bald die Grenzen des virtuellen und fordert Opfer im echten Leben.

Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:

  1. Festgestellt, dass es eigentlich schon viel zu spät ist
  2. Überlegt, was ich als nächstes Lese
  3. Licht aus – Schlafenszeit!

Mein Eindruck zu Erebos:

Für mich war “Erebos” genau die richtige Lektüre zur passenden Zeit. Ich kaufte das Buch, ohne länger darüber nachzudenken, war in Eile und brauchte dringend eine Zuglektüre. Eine Zugfahrt war dann nicht genug und ich las bis spät in die Nacht. Und beim Frühstück. Und Zwischendurch. Und noch eine halbe Nacht. Mein Lesetief habe ich damit wohl überwunden.

Die Geschichte las sich unheimlich flüssig. Das lag einerseits am angenehmen Schreibstil, der sehr natürlich und ungezwungen daherkommt. Andererseits ist “Erebos” einfach unglaublich spannend. Wobei “spannend” es nicht so ganz trifft. Denn wie die Figuren im Buch, fühlte ich mich von der Handlung gefesselt und konnte Nicks Enttäuschung gut nachfühlen, wenn er aus der Welt von Erebos in die Relität wechselte (oder vielmehr gewechselt wurde).

Die Spannung hielt sich bis zum Ende, auch wenn ab einem gewissen Punkt deutlich zu erahnen war, wohin der Hase läuft, fehlten immernoch die Details, die das Weiterlesen überflüssig gemacht hätten.

Stärken des Buchs:

Mir persönlich ist die Authentizität der Figuren besonders positiv aufgefallen. Nick, der Protagonist, ist von einer halbwegs diversen Schülergruppe umgeben, wie man sie an einer zufällig ausgewählten Schule finden könnte. Bestimmte Muster und Dynamiken innerhalb der Schülergemeinschaft werden zwar deutlich, verlaufen sich aber nicht in flachen Klischees. Selbst die Nebenfiguren wirken in ihren Handlungen nachvollziehbar und erhalten gerade soviel Persönlichkeit, dass man sie rückblickend in ihren Erebos-Charakteren wiederfinden kann, ohne die Lesenden mit Details zu überfordern.
Die Jugendlichen wirken natürlich pubertierend und nicht überspitzt, das liest sich erfrischend angenehm. Es gibt keine Klischee-Drogenbosse, Mobber, Pubertiere oder sonstwie überzogene Schubladen-Teenies. Die Figuren haben individuelle, altergemäße Probleme, die sie beschäftigen und wirken dabei nicht konstruiert. Der Umgangston ist zwar stellenweise salopp, wirkt aber nicht wie Jugendsprache, wie Erwachsene sie sich vorstellen. Auch hier ist die überzeugende Darstellung gelungen.

Soweit zur Darstellung in der “echten Welt”. Jetzt zu Erebos, der Welt des im Buch dargestellten Spiels. Leider kann ich nicht beurteilen, wie überzeugend Erebos aus Progammierer-Sicht ist. Vielleicht trägt meine Unwissenheit in diesem Bereich auch dazu bei, wie stark mich die Idee hinter der Geschichte und ihr darin verborgener Realismus mich beeindurckt haben. Ein Szenario, in dem ein Computerspiel die Spielenden überwacht, gegeneinander ausspielt und zu Straftaten in der Realität bewegt, erscheint mir nicht allzu unrealistisch.
Das wirklich Erschreckende an der Geschichte war jedoch die Handlungsweise der Spielenden. Sie haben sich alle bedenkenlos auf das Spiel eingelassen und zu taten hinreißen lassen, vor denen sie ohne Erebos zurückgeschreckt wären. Sie wären wahrscheinlich gar nicht auf den Gedanken gekommen, bestimmte Dinge zu tun. Auch hier ist es gelungen, jede Figur nachvollziehbar und überzeugend handeln zu lassen, obwohl ihre Taten rein rational betrachtet nicht zu erklären sind. Die Macht des Spiels, der damit verbundene Ergeiz und natürlich die sytematische Erpressung der Eingeweihten, wirkt sich auf jede*n einzelne*n aus und macht die Lesenden umso betroffener. Das dargestellte Szenario zeigt, dass Menschen, vor allem junge Menschen, leicht zu beeinflussen und damit lenkbar sind. Und wenn ich ehrlich bin, empfand ich diesen Aspekt der Geschichte als besonders beängstigend.

Zu guter Letzt noch ein Wort zu der obligatorischen Liebesgeschichte. Natürlich schwärmt der Protagonist für ein Mädchen und natürlich ist sie klug und schön. Allerdings ist sie das in diesem Fall wirklich und als Nick sie unfreundlich behandelt, himmelt sie ihn nicht dafür an, sondern findet sein Verhalten tatsächlich kacke. Es ist nur ein miniwinziges Detail, aber es freut mich. Ebenso hat es mich gefreut, das die kluge junge Dame auch maßgeblich zur Lösung des Rätsels hinter Erebos beiträgt.

Ich könnte jetzt noch auf sämtliche großartig gesponnen Fäden der Handlung eingehen, aber schließlich möchte ich euch noch was zum lesen übrig lassen.

Schwächen des Buchs:

Wie oben bereits angedeutet, war der Verlauf der Handlung ab einem gewissen Punkt relativ vorhersehbar. Aber da die Handlung dadurch nicht an Spannung verlor und das Ende auch nicht in die Länge gezogen wurde, kann ich das leicht entschuldigen.

Mein Fazit zu Erebos:

Mit Erebos ist Ursula Poznanski ein überaus spannendes und darüber hinaus aktuelles Jugendbuch gelungen. Ich kann die Lektüre allen empfehlen, die sich nach durchlesenen Nächten sehnen, denn genau das hat Erebos mir wieder ermöglicht. Ich wollte einfach weiterlesen, ganz gleich wie müde ich am nächsten Tag sein würde. (In diesem Punkt handelte ich ganz ähnlich wie die Spielenden von Erebos.) Am Ende war die Lektüre einen müden Tag wert, ich muss dem Buch die volle Wertung geben, weil ich einfach nichts zu meckern finde.



Erebos

Ursula Poznanski

Mystery Jugendbuch
Softcover, 488 Seiten

erschienen bei Loewe

01. Januar 2011

ISBN 978-3-785573617

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