Eure Langatmigkeit, Herrscherin der ewigen Fragerei – Die Königliche [Rezension]

Eure Langatmigkeit, Herrscherin der ewigen Fragerei – Die Königliche [Rezension]

Ich liebe ja eigentlich Bücher, wo man alle Teile unabhängig voneinander lesen kann. So auch die Reihe „Die sieben Königreiche“: Die Protagonisten begegnen sich immer wieder, im Grunde genommen versteht man aber jeden Band auch, ohne die vorherigen gelesen zu haben. Nach „Die Beschenkte“ und „Die Flammende“ geht es in Band 3 nun um die junge Königin Bitterblue  – „Die Königliche“. Ihr Vater, ein angsteinflößender Tyrann, hat das Land im Chaos zurückgelassen. Niemand will sich erinnern, niemand will darüber sprechen, was in der Zeit von Lecks Herrschaft geschah. Sogar Bitterblues Berater enthalten ihr Informationen vor und so muss die Königin selbst handeln. Getarnt schleicht sie sich Nachts in die Stadt und wird prompt in dubiose Verfolgungsjagden und gefährliche Angriffe verstrickt. Fragen über Fragen häufen sich und alle führen sie in die Zeit vor ihrer Herrschaft. Was ist damals wirklich geschehen?

Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:

  1. Jubeln, weil das Buch endlich aus war.
  2. Andere Rezensionen lesen, ob nur ich das Buch so schlecht fand.
  3. Mir ein neues Buch suchen, bei dem ich drauf vertrauen kann, dass ich es nicht nach der Hälfte am liebsten weglegen würde.

Mein Eindruck zu Die Königliche:

Ich hatte sehr große Erwartungen an „Die Königliche* von Kristin Cashore. Nun ja, zumindest hatte ich Erwartungen. Band 1 (Die Beschenkte) war großartig, Band 2 (Die Flammende) war gut und Band 3… ich weiß gar nicht, worüber ich mich zuerst aufregen soll. Mehrmals habe ich überlegt, ob ich das Buch nun endlich abbrechen darf, immer wieder habe ich mich über die zahllosen Wiederholungen und die endlosen Hinweise geärgert, die allesamt ins Nichts geführt haben. Aber ich greife vor.

Stärken des Buchs:

Zuerst einmal zu den Stärken des Buches. Ich mochte die Welt, in der die Geschichte angesiedelt war. Man kennt sie bereits aus den vorigen Büchern und auch diesmal wurde das Setting ausreichend und lebhaft beschrieben. Man sieht Schloss und Stadt vor sich, auch die Bewohner desselben. Die Charaktere wurden schön eingeführt, vor allem Saf und Teddy, aber auch die Berater sowie Todd und seine kratzbürstige Katze sah man bildlich vor Augen. Auch Charaktere aus den ersten beiden Bänden hatten ein Revival, sowohl aus dem ersten, als auch aus dem zweiten Band. Und sonst…? Die Hardcover-Version hat ein Lesebändchen, falls das noch zählt.

Schwächen des Buchs:

Hier gibt es eindeutig mehr zu sagen. „Die Königliche“ war eine Katastrophe. Das Buch war langatmig, repetitiv, hatte keinen Handlungsbogen, verirrte sich in wirren Gedankengängen und ließ auch sonst an Spannung vermissen. Die Hälfte der Zeit irrt der Leser mit Bitterblue im Schloss herum und darf zusehen, wie sie Leute herumschickt, egal, ob diese zu ihrem Personal gehören oder nicht, ob diese gerade sterbenskrank sind oder wichtigere Dinge zu tun hätten.

Alles, was relevant ist, wird maximal berichtet, zusammen mit unwichtigen politischen Gegebenheiten in den anderen Königreichen und Hinweisen auf frühere Bände, an die ich mich allerdings nicht mehr gut genug erinnern konnte, als dass ich damit etwas hätte anfangen können. Kaum etwas passiert wirklich vor den Augen der Königin und wenn doch, dann weiß sie es ohnehin nicht einzuschätzen. Bitterblue sammelt Fragen über Fragen, macht Listen dazu, dechiffriert ab und zu irgendwelche Texte, die aber allesamt keine Hinweise liefern, verrennt sich mal kurz in einer Liebesgeschichte, die aber eigentlich eh irrelevant ist.

Am Ende löst sich alles in Wohlgefallen auf… naja zumindest löst es sich überhaupt auf. Eine Erklärung wird präsentiert, für die die Autorin statt elenden 568 Seiten maximal 250 gebraucht hätte. In der Danksagung erwähnt sie zwar, dass der First Draft offenbar noch katastrophaler war, als das Endprodukt, dennoch hätte die Lektorin an dieser Stelle meines Erachtens nach wesentlich rigoroser kürzen können.

Die Königliche. Foto: M.D.Grand.

Mein Fazit:

Die Königliche* von Kristin Cashore ist leider absolut nicht empfehlenswert. Ich habe es nur fertig gelesen, weil ich die Reihe abschließen wollte, ansonsten hätte ich es nach den ersten 200 Seiten abgebrochen. Weder das Setting noch die altbekannten oder neuen Charaktere konnten das Ganze noch rausreißen; es blieb leider langatmig, anstrengend, wirr, enttäuschend und fad bis zum bitteren Ende. Band 1 und 2 gerne, aber vom Genuss des dritten Bandes ist dringend abzuraten!

Marlens Rants gefallen dir? Alle guten und schlechten Rezensionen von M.D. Grand findest du hier.



Die Königliche (Die sieben Königreiche 3)

Kristin Cashore

Fantasy Romantasy
Hardcover, 568 Seiten
erschienen bei Carlsen
24. August 2012
ISBN 978-3-551582683
19,90 € bei Amazon*

 

 

8 Replies to “Eure Langatmigkeit, Herrscherin der ewigen Fragerei – Die Königliche [Rezension]”

  1. Super. Ich hoffe dir ist klar, dass ich jetzt in einer Rant-Spirale gefangen bin, die dieses Buch und diverse andere Bücher mit einschließt.
    Ich bin übrigens 100% deiner Meinung. Leider hatte der letzte Band nichts zu sagen. Hätte es noch weitere Bände gegeben, die darauf aufgebaut hätten, man hätte etwas draus machen können ….. tjoar viel hätte nicht?

    Alles Liebe
    Katania

    1. Ranten ist (nicht) immer gut! Wenn Bücher nicht gut sind, dann macht einen das eben wütend, daran gibt es nichts auszusetzen. Solange man es begründen kann – und in diesem Fall gab es da ja mehrere gute Gründe! Und hätte hätte hätte ist eben nicht passiert – sonst hätte es, da stimme ich dir zu, villeicht ganz anders ausgesehen!

      Liebe Grüße
      Marlen

  2. Hallo Marlen,
    sehr interessant, was du über diesen dritten Band sagst. Tatsächlich warten alle drei Bücher seit langer Zeit in meinem Regal auf mich. Mal sehen, ob ich mich jetzt vielleicht doch direkt vom dritten Band, obwohl ungelesen, trenne.
    Vielen Dank für deine tolle Besprechung. Ich vermute, du hattest wesentlich mehr Spaß beim Schreiben der Rezension als beim Lesen des Buches *lach*.
    Liebe Grüße
    Sandra

    1. Hallo Sandra! Ich weiß ja nicht, was und wie du gerne liest. Die Königliche hat ja auch immer mal wieder fünf Sterne bekommen, also vielleicht gehörst du ja zu den Glücklichen, die es gut oder zumindest gar nicht so schlimm finden…? Ich jedenfalls hätte im Nachhinein lieber darauf verzichtet, wie man meinem Rant glaube ich ganz gut entnehmen kann XD

      Alles Liebe
      Marlen

  3. Hallo Marlen,
    ich habe diese Serie einfach aus den Augen verloren. Band 1 habe ich noch gelesen und war so überzeugt davon (ist allerdings auch schon lange her), aber ich weiß nicht, wieso ich nicht weiter gelesen habe. Jetzt bin ich eigentlich auch ganz froh darüber 🙂

    Liebe Grüße Anett.
    #litnetzwerk

    1. Hallo Anett! Ja, Band 1 war super, ich hatte auch hohe Erwartungen an Band 2 damals, die auch erfüllt wurden. Nur Band 3… vielleicht, wenn ich ihn direkt nach Band 2 gelesen hätte… aber da war er ja auch noch gar nicht raus. So jedenfalls war der Genuss sehr gemildert, leider. Aber es gibt ja zum Glück jede Menge anderer guter Bücher, die noch zu lesen sind!

      Liebe Grüße
      Marlen

  4. Hey Marlen,

    Also ich muss ja sagen, dass ich sowieso von der Reihe noch nie gehört habe, aber jetzt schon froh bin, dass alles in sich abgeschlossen zu sein scheint? Weil dann lohnt es sich ja zumindest mal die ersten beiden Bände anzugucken, aber um Band 3 werd ich ganz sicher einen großen Bogen machen 😀

    Liebste Grüße
    Jenny (Who is that Nerd?)

    1. Genau, also die ersten zwei Bände kann man völlig unabhängig lesen und die sind auch gut! Vielleicht nicht 7/5 Sternen, aber auf jeden Fall spannend und voller Überraschungen, vor allem der erste. Band 3 ist halt Geschmackssache, ich habe zum Vergleich auch andere Rezensionen angesehen, da gibt es schon auch ab und zu mal 5 Sterne – ich für meinen Teil kann das nur nicht wirklich nachvollziehen, aber ich bin auch sehr allergisch gegen Langatmigkeiten! XD

      Liebe Grüße
      Marlen

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